Das Spektrum der Materialien, das in Kunstwerken Verwendung findet, hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in fast unüberschaubarer Weise erweitert. Wie nie zuvor haben alltägliche und vergängliche Stoffe Einzug in die westliche Kunst gehalten: Für plastische Kunstwerke wurden längst nicht mehr nur Marmor, Bronze, Gips und Ton verwendet. Spätestens seit den 1960er Jahren glichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst vielmehr Materiallagern aus Holzstapeln, Erdhaufen, Fettecken, aus Kunststoffteilen oder Metallformen. Auch organische Materialien von tierischen und menschlichen Körpern, wie Haare, Blut oder Knochen sind als Material für Kunstwerke hinzugekommen. Und auch Farbe findet sich nun nicht mehr nur auf der Leinwand: In Pigmentschüttungen oder Farblachen haben Künstler die Materialität der Farbe vor Augen geführt. Der Vortrag gibt einen Überblick über diese Entwicklungen in der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts und stellt die wichtigsten neuen Materialien vor.
Sebastian Hackenschmidt ist seit 2005 Kustos für Möbel und Holzarbeiten am MAK – Museum für angewandte Kunst in Wien, wo er zahlreiche Ausstellungen kuratiert hat, zuletzt Missing Link – Strategien einer Architekt*innengruppe aus Wien 1970-1980 (2022), Bugholz, vielschichtig – Thonet und das moderne Möbeldesign (2019), Post Otto Wagner – Von der Postsparkasse zur Postmoderne (2018) sowie Josef Frank – Against Design, (2016). Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Geschichte von Möbeln, Design und (Innen-)Architektur, sowie der Materialverwendung in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Er ist Mitherausgeber des Lexikon des künstlerischen Materials (2002/2010) sowie des Bandes Möbel als Medien (2011). 2014 erschien sein Buch Knochen. Ein Material der zeitgenössischen Kunst.
Gastvortrag, 14.12.2022